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Heizen und Tanken werden teurer?




Tanken und Heizen werde deutlich teurer, heißt es von Jenen, die die jüngsten Beschlüsse der Regierungskoalition zum Haushalt 2024 kritisieren. Sie beziehen sich auf die vereinbarte Erhöhung des CO2-Preises, der die fossile Energie deutlich verteuere. Gleichzeitig fehle es an der im Koalitionsvertrag vereinbarten und auch in Wahlkämpfen versprochenen Rückerstattung durch ein sogenanntes Klimageld, dessen Auszahlung derzeit schlicht technisch scheitert. Abgesehen von der Tatsache, dass diese Kritik die ebenfalls vereinbarten Entlastungen bei der Einkommensteuer ausblendet: ist das wirklich so?


Berufene Experten, wie der ADAC, haben ausgerechnet, dass sich der Liter Sprit an der Tankstelle um etwa 4,5ct verteuert. Aufmerksame Autofahrer werden feststellen, dass sich dieser Wert schon innerhalb der Schwankungsbreiten der Abgabepreise an einem Tag bewegt. Auf das derzeitige Preisniveau aufgeschlagen liegt das Preisniveau immer noch deutlich unter dem des vergangenen Jahres, selbst noch unter dem des letzten Quartals. Und damit sind wir beim Punkt: ein Anstieg der Kosten für fossile Energieträger ist durch die bloße Erhöhung des CO2-Preises in keinster Weise sicher. Jedenfalls solange es sich um ölbasierte Energieträger - und in gewissem Umfang auch um Gas - handelt.


Vielmehr wahrscheinlich ist, dass ölbasierte Energieträger gegenüber elektrischem Strom an preislicher Attraktivität gewinnen. Ein Blick auf die Ergebnisse der kürzlich stattgefundenen Weltklimakonferenz in Dubai verdeutlich dies. Die Ölstaaten haben sich mit Händen und Füßen, Zähnen und Klauen, dagegen gewehrt, irgendetwas, das auch nur annährend verbindlich sein könnte und in einem Zusammenhang mit dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern steht, in die Beschlüsse aufzunehmen. Es ist nicht anzunehmen, dass diese Staaten tatenlos dabei zusehen werden, wie eine ihrer ertragreichen Einnahmequellen buchstäblich versiegt. Dazu passt, dass auch die Fördergesellschaften und Weiterverarbeiter keinerlei Anstalten machen, für die Zukunft hinsichtlich der Planungen eine Form von demütiger Bescheidenheit an den Tag zu legen. Alle planen mit Zuwächsen. Und sie haben ja auch den Hebel dazu. Die großen arabischen Staaten sind seit Jahrzehnten finanziell durch Staatsfonds breit aufgestellt und in den Industrieländern diversifiziert investiert, was zu einem weiteren finanziellen Standbein geführt hat. Auf den Ölverkauf sind sie nicht mehr zwingend angewiesen. Die Staaten, die zwingend darauf angewiesen sind, sind zwingend darauf angewiesen. Jeder verkaufte Liter zählt.


Den Kampf mit den erneuerbaren Energien - oder vielmehr: dem elektrischen Strom, erneuerbar ist er ja weitgehend nicht - werden diese Staaten aufnehmen. Und sie sind dabei in einer durchaus komfortablen Lage. Faktisch ist jede Einnahme, die über den Förder-, Logistik- und Vertriebskosten liegt, Gewinn. Und da ist noch eine Menge Luft nach unten. Es können noch sehr viele CO2-Preis-Erhöhungen durch Preissenkungen des Produkts abgefedert werden, so dass das Niveau für fossile Brennstoffe gleich bleibt, oder sogar sinkt. Diese Möglichkeit besteht auf der Seite der elektrischen Energie kaum, sie wird durch den erhöhten CO2-Preis stärker belastet und muss diese Belastung auch an den Verbraucher weitergeben. Zwar gibt es die Möglichkeit, durch einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Erzeugung den CO2-Preis zu umgehen, allerdings jeder Ausbau hier mit höheren Logistikkosten in Form von Netzausbau verbunden, die sich kaum umgehen lassen.


Das Ergebnis ist: elektrische Energie wird teurer, ölbasierte Energie verbleibt auf einem ähnlichen Energieniveau, ggf. wird sie billiger. Das wird Auswirkungen haben auf den Wärmemarkt und auf den Verkehr. Vollelektrische Autos werden es noch schwerer haben, Fuß zu fassen und über Masse auch in der Anschaffung billiger zu werden. Das Gleiche gilt für das Heizen mit der Wärmepumpe. Sicherlich, man kann das regulieren und einen entsprechenden Ordnungsrahmen schaffen. Die EU hat das ja mit dem Verbrennerverbot ab 2030 ja bereits getan und das Gebäudeenergiegesetz in Deutschland schafft entsprechende Regelungen für Heizungen.


Aber Regelungen sind nur so gut, wie ihre Akzeptanz bei den Menschen ist. Möglicherweise droht der Preissprung erst dann, wenn die Nutzer gezwungen sind, auf eine andere Technologie zu wechseln. Das wird keine Mehrheit finden. Und Mehrheiten machen in Demokratien, wie sie selbst die Europäische Union ist, die Regelungen.


Das bedeutet für die Politik, dass sie die Regelungen für elektrischen Strom so setzen muss, dass er im Preiswettbewerb bestehen kann. Da ist der Hebel, nicht beim CO2-Preis für fossile Energieträger, weil auch da am Ende die Mehrheit entscheidet, wie sie es haben möchte. Und diejenigen, die mit einfachen Antworten in die politische Auseinandersetzung gehen, werden dort ihren Schwerpunkt setzen, weil es einfacher ist, als im komplizierten Strommarkt. Der elektrische Strom muss CO2-frei den Preiswettbewerb - zu dem auch die Logistikkosten gehören - mit fossilen Energieträgern bestehen können.


Für die Hersteller von Automobilen bedeutet das, dass sie ihre Strategien überdenken müssen. Diejenigen, die massiv auf Elektromobilität gesetzt haben, werden vermutlich Probleme bekommen, es sei denn, sie verfügen über eine finanzielle Kraft, die ihnen hilft, eine recht lange Durststrecke, bis die Elektromobilität profitabel wird, durchzuhalten. Das werden vermutlich diejenigen sein, die den Schwerpunkt eben nicht stark auf Strom gelegt haben, sondern die auch noch Verbrennerautos entwickeln, produzieren und verkaufen. Ähnliches gilt für den Wärmemarkt. Ob diejenigen, die jetzt schnell noch eine Ölheizung eingebaut haben, tatsächlich die Gekniffenen sind, wie es von manchen Politikern verlautbart wird, ist lang noch nicht ausgemacht.


So völlig frei ist die Politik in ihren Entscheidungen dabei nicht: es sind die Menschen, die schlussendlich entscheiden. Und wenn die Marktentwicklung vermeintlich einfache Antworten unterstützt, wird es schwer werden, dem etwas entgegen zu setzen. Die Entwicklung ist sehr ernst. Es hilft nicht dem Land, keinem politischen Einzelziel und auch nicht der geopolitischen Gesamtentwicklung, wenn in Deutschland ohne Not Kräfte an die Macht kommen, die diese besser nicht haben sollten.

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